Kindergelächter, das Gefühl, einander unbekannt und doch vertraut zu sein, und ein Meer voller Pfadi-Kravatten und -Hemden – schon bald wird das wieder hörbar, fühlbar und ersichtlich sein. Von Diessenhofen bis Arbon versammeln sich am Kantonalen Pfaditreffen 2024 (KaTre 1999) in Frauenfeld rund 1000 Pfadis. Und das hat Tradition.
Zwei Jahre nach der Gründung des Kantonalverbands der Thurgauer Pfader fand im Jahre 1925 die erste «Landsgemeinde» (wie das KaTre damals genannt wurde) für Jungs in Amriswil statt. In der Folge etablierte sich der Anlass und wurde zum Jahreshighlight im Pfader-Kalender. Bald kam auch bei den Thurgauer Mädchenabteilungen der Wunsch auf, einen eigenen kantonalen Anlass zu organisieren. Nach einem Treffen mit vier Abteilungen im Jahre 1937 hielten die Pfaderinnen aus dem Thurgau 1942 in Frauenfeld schliesslich ihre erste kantonale Landsgemeinde ab – bei strahlendem Sonnenschein. In einem Artikel aus der Thurgauer Zeitung von 1944 wird dieses Grossereignis geschildert:
«Im Kanton Thurgau gibt es für die Pfadfinderinnen im Jahr ein grosses Ereignis: Die «Landsgemeinde». Schon viele Wochen und Monate vorher übt man sich auf den Patrouillenlauf, der immer ein Höhepunkt der Veranstaltung bildet. Es starten Gruppen, wie sie in jeder Abteilung eingeteilt sind. Die beste Gruppe des Kantons, das heisst die Siegerin im Patrouillenlauf, erhält den Wanderwimpel, der von der ersten kantonalen Hauptführerin selbst verfertigt und gestiftet wurde.
Auf das grosse Landsgemeinde-Lagerfeuer bereitet jede Abteilung eine Produktion vor, und zwar wird das Thema von der kantonalen Hauptführerin bestimmt. Meistens wird auch irgend ein Wettbewerb durchgeführt. Im Jahre 1942 gab es eine Schwimmstaffette, und diesen Sommer hatte jede Abteilung eine Singgruppe zu stellen.»
Bild: Einladung zum Kantonaltag 1949 anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Bundes Schweizerischer Pfadfinderinnen.
Mit der Zeit veränderten sich Rituale und Traditionen, andere wiederum blieben gleich. Akela engagierte sich in den 60er- und 70er-Jahren als Sekretärin der Thurgauer Pfader für den kantonalen Pfadertag und sagt zum damaligen Ablauf: «So gut ich mich erinnern mag, fanden am Kantonaltag am Samstag der Aufbau und ein Abendprogramm statt und am Sonntag waren die Postenläufe und anschliessend die Rangverkündigung. Ich denke, heute ist es immer noch ähnlich.»
Der kantonale Anlass der Mädchen und Jungs fand jedoch immer
noch an unterschiedlichen Daten und Orten statt. In den 70er- und 80er-Jahren
wurde die Zusammenarbeit der Pfadfinderinnen und Pfadfinder immer enger. Das
schlug sich auch in den Kantonalen Treffen nieder. Chluri, Ende der 80er-Jahre
Kantonsleiterin, schildert:
«1987 (in Weinfelden) und 1988 (in Aadorf) waren wir der Meinung, dass man Synergien nutzen und die beiden Wochenende am gleichen Ort durchführen könnte. Ein Wochenende die Jungs, das andere Wochenende die Mädchen. Viel Organisatorisches ging dann in einem Schritt.»
Historisches für die Pfadi passierte 1990, als es zum Zusammenschluss der Mädchen- und Jungenpfadi im Thurgau kam. Das musste gefeiert werden. Und wie besser feiern als mit einem geschlechtergemischten Treffen?! Gesagt, getan: Am 1. und 2. September 1990 fand in Diessenhofen das erste Kantonale Pfaditreffen statt – für die Bienli und Wölfe eintägig, für die Pfadis zweitägig.
2006 bildete sich auf Initiative des Abteilungsleiters der Pfadi Bürglen Tschipo eine Projektgruppe. Die Resultate daraus:
Der Anlass, wie wir ihn auch heute noch kennen, war entstanden. Nur Covid-19 und das Bundeslager taten dem Anlass von 2020 bis 2022 einen Abbruch.
Das letzte Kantonale Pfaditreffen fand 2018 in Frauenfeld unter dem Motto «Flughafen Frauenfeld» statt. Der Aftermovie fasst das abenteuerliche Wochenende passend zusammen.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei den viele hilfsbereiten Personen bedanken für die Unterstützung. Erst einmal gebührt ein grosses Dankeschön dem Personal des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, die mir Einblick in den Archivbestand gewährt und sich mit mir durch den Dokumente-Dschungel gekämpft haben. Weiter ein Dankeschön an Miali als Vermittlerin und Türöffnerin. Ein Dank gebührt auch Akela, Balu, Chluri, Sleepy und Pelé für die Offenheit und Zeit und die spannenden Anekdoten aus vergangenen Tagen. M–E–R–C–I, merci, merci, merci!